BASA
ZUR SPRACHMETAPHYSIK DES ANSELM VON CANTERBURY EINE SPEKULATIVE EXPLIKATION von RUDOLPH BERLINGER (Würzburg) Das Thema: « Zur Sprachmetaphysik des Anselm von Canterbury » verfolgt eine systematische Absicht. Es will ein exemplum meditandi geben, das sich von dem Gedanken eines Urwortes leiten la~ t, das für Anselm der Inbegriff von Idee, Form, Regel und Beispiel ist. KOMPARATIVISCHES UND INTERROGATIVES DENKEN Macht man sich nun Gedanken darüber, welche Denkform Anselm bestimmt hat, so sto~t man auf eine analogische Denkweise eigener Art, und zwar dann, wenn man sich vergegenwartigt, da~ Anselms Frage nach dem hochsten Sein weltformig beginnt. Anselm setzt bei der universitas rerum ein. Er blickt auf die Mannigfaltigkeit des All und befragt die Dinge. Besinnt man sich dann auf den Beginn des Monologion oder Proslogion, so erwecken diese Beispiele eines meditativen Denkens zunachst den Eindruck, da~ die Anselmianische Reflexion interroga– tiv bestimmt ist. Er setzt Frage neben Frage, und zwar im Sinne der Augustinischen Ermunterung: inveniamus tamquam quaesituri quaeramus tamquam inventuri. Dieses Augustinuswort bezeichnet den futuralen Charakter dieser interrogativen Reflexionen. Das Fragen und Finden aber wird als eine Weise der elocutio genommen, als Sprechen, dessen affirmativer Charakter ein Finden, dessen Ungewi~heit aber immer schon ein Suchen ist, das sich des Findens vergewissert hat; denn Anselms Suchen ist bewegt von der Gewi~heit, immer schon durch ein Wort angesprochen zu sein, das ihm die Antwort ermoglicht. Er denkt und spricht auf ein Urwort hin, über
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