BASA
Zur Sprachmetaphysik des Anselm 105 jetzt die Rede vom Vorgriff der magna ratio oder vom Zuspruch des Seins, durch welches Seiendes verbal konstituiert wird, eschatologisch ausgelegt werden. Doch diese ontologische Bestimmung des Wissens und Sagens hat den Grund ihrer Moglichkeit im Sein der magna ratio und dem des verbum principale, in deren Vorgriff die Reflexion und das Sagen immer schon stehen. Wird aber richtig gedacht und gesprochen, namlich vernunft- und wortgerecht, dann vollziehen sich diese Akte in der antecedentia veritatis. Diese namlich ist die inhaltliche Bestimmung dessen, was wir ratio und verbum nennen. Sie ist der Grund dafür, da~ in dieser Bewahrheitung des Seienden gema~ Anselm die fides in die ratio aufgehoben und damit bewahrt werden kann, und da~ schlie~lich im übergang eines Seienden von der Endlichkeit in das reine Sein des verbum principale die Schau sich als Wissen erweist. So konnen wir sagen, da~ das verbum principale die Seinsaussage der Vernunft selbst ist und damit die ontologische Sprachgestalt der Verbalitat des Seins. Ist also vom verbum intimum die Rede, so hei~t dies, da~ durch das Urwort die Vernunft sich als Sprache auslegt. Fassen wir die Vernunft nun als verbalen Akt, so wird sie zur elocutio und damit zur Seinsaussage und zugleich zum Grund der Moglichkeit eines Seinsverstandnisses jedwedes Seienden, dessen Vernunft das, was ist, zu vernehmen vermag; dies aber hei~t: etwas verstehen, was immer dies auch sei, und im Wort zur Sprache bringen. Durch das Sprachprinzip hat Anselm seine ontologische Her– meneutik grundgelegt. Wenn wir nun die Frage stellen, wie es moglich ist, da~ ein Seiendes ein anderes dadurch identifiziert, da~ es dieses beim Namen nennt oder beim Wort nimmt, so hat dies seinen Grund in der Identitat von esse, ratio und verbum, als drei Wesenszügen der Identitiit des Geistes schlechthin. Diese ist durch sich selbst das, was sie ist, ihr Ursinn und ihr Urwort in einem. \Vir sag~n «in einem », um die Simultaneitat, dies hei~t hier : die Unterschiedenheit, aber nicht Geschiedenheit dieser drei Wesenszüge hervorzuheben. Ist aber Seiendes immer schon im Vorgriff dieser ontologischen Identitiit, ob es nun ideativ gewesen ist, ob es hier und jetzt real
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