BASA
110 R. Berlinger denn sollte im hochsten Wesen eine Aussprache der Dinge bestanden haben, und zwar hervorgerufen durch die schopferische Kraft der Freiheit des Geistes, der sich durch Vernunft immerdar wei~, in Gestalt des Wortes immerdar schaut, und in Liebe immerdar die Tat seiner selbst ist? VERBALE KREATIVITAT DES GEISTES An dieser Stelle rühren wir an Anselms verbale Kreativitat des Geistes, und so nimmt es nicht wunder, da~ an einer anderen Stelle dieser Schrift von imaginatio oder Einbildungskraft die Rede ist, durch welche das sprachliche Kunstwerk der Welt, immerwahrend in der Kunst des schopferischen Geistes gegenwartig ist, dessen Urgestalt Wort hei~t. In dieser Gestalt aber vermogen wir die Gestalt von Welt als Wort dann zu erblicken, wenn wir uns die Frage vorgelegt haben werden, wie denn nach der Vorstellung des Anselm Welt überhaupt werden konnte, wenn Welt nicht selbst in einem emanatistischen oder panentheistischen Sinne als absoluter Proze~ begriffen werden soll. MUSIKALISCHE WELTHERVORBRINGUNG Welt .gehürt in den Bereich der Kunstanschauung des schopfe– rischen Geistes, der, nun Anselmianisch gedacht, Welt nicht aus einer vorliegenden, Materie gestaltet und auf diese Weise schafft; sondern bei Anselm geht es nicht um Weltformung, vielmehr um Welthervorbringung durch das Wort. Der schopferische Geist erweist seine Künstlerschaft darin, da~ er die Gestalt einer moglichen Welt so hervorbringt, wie das musikalische Kunstwerk hervorgebracht wird, das noch nicht ist und dann erklingt. lm Augustinischen Sinne verwendet Anselmus eine akustische Metapher, um die Hervorbringung durch das Wort deutlich zu machen, so da~ man fast geneigt ist zu sagen, es gehe hier um eine musikalische Welthervorbringung.
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