BASA
Zur Sprachmetaphysik des Anselm 111 Der springende Punkt wird durch die Frage genannt, wie denn das Schi::ipferwort Weltmaterie werden la~t: Nicht « so wie man aus Holz einen Kasten fertigt, aus Silber ein Gefa~; solche Stofflichkeit (materiae) geht ja auch der Zeit nach den Formen der Dinge voran, die aus ihm entstehen. So ist es jedoch nicht beim Gesang. Wenn namlich gesungen wird, wird sein Ton gehi::irt; er erklingt nicht zuerst ungeformt und wird dann zu Gesang geformt ». 4 Doch dieses Beispiel darf nicht dazu verleiten, zu übersehen, da~ diese Weltidee eines absoluten Wissens auf Zukunft hin immerdar geschaut wird. SCHOPFERISCHE WELTERFINDUNG Dennoch kann von der absoluten Kunstanschauung des schi::ipfe– rischen Geistes gesprochen werden, dessen Figur, Charakter oder Form das Wort als Urgestalt des kreativen Geistes ist, die Welt immerdar auf Zukunft hin erfindet, und zwar so, wie sie einst in Endlichkeit ihre verbale Abkunft verlautbaren soll. Nun ist es aber überaus bedenkenswert, da~ das Urwort des kreativen Geistes keineswegs ais ein Abbild der Schi::ipfung genommen wird, sondern in ihm erfa~t man « das wahre und einfache Wesen ». 5 Dieses wiederum ist nicht in den geschaffenen Dingen anzutreffen, die vielmehr nur irgendwie dessen Nachahmung sind. Daraus aber ergibt sich, «da~ nicht eben dieses Wort gema~ der Ahnlichkeit mit den geschaffenen Dingen mehr oder weniger wahr sei, sondern da~ jegliches Geschi::ipf in einem umso hi::iheren Rang des Seins und der Würde stehe, je mehr es jenem Worte sich anzunahern scheint ». 6 4 sicut ligna, quibus arca, vel argentum, quo vasculum fabricatur; tales quippe materiae tempore etiam praecedunt formas rerum, quae fiunt ex eis. at in cantu non ita est. cum enim cantatur, auditur sonus eius, non prius informiter sonat et deinde formatur in cantum (Conf. XII 29). 5 veram simplicemque essentiam, a. a. O ., Kap. 31. 6 non idem verbum secundum rerum creatarum similitudinem magis vel minus esse verum, sed omnem creatam naturam eo altiori gradu essentiae dignitatisque consistere, quo magis illi propinquare videtur, a. a. O.
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