BASA

112 R. Berlinger Ohne nun auf die Erlauterungen Anselms, wie denn etwas aus nichts werden konne, hier einzugehen, moge es bei dem Hinweis sein Bewenden haben, da~ das Werden von Welt, also ihr verbaler Hervorgang aus Nichts, so begreiflich zu machen ist. RATIO FACIENTIS Bleiben wir jetzt in der Konsequenz Anselms, so ist der Sprachgrund des schopferischen Geistes darin zu suchen, da~ er nun nicht mehr als ratio intelligendi, sondern als ratio facientis zu begreifen ist. Diese ratio schreibt vor, was, wie und warum Welt überhaupt nur die gewordene Verlautbarung hier und jetzt zu sein vermag. Und zwar wodurch? Dadurch, da~ nun die kreative Ursub– stanz zum sprechenden Sein oder zum Seinszuspruch des Seienden wird. Dies namlich ist gemeint, wenn in einem verbalen Sinne von der ratio facientis oder von der kreativen Sprachhandlung des Geistes die Rede ist, der Welt nicht hervorbringt, weil er sie hervorbringen mu~, sondern der die Wirklichkeit Welt setzt, weil er will. Damit aber ist zugleich gesagt, da~ die verbale Verlautbarung des kreativen Geistes eine Tat der Freiheit und nicht der Notwendigkeit ist. Wenn nun in diesem sprachmetaphysischen Zusammenhang von einer creatio ex nihilo die Rede ist, so hei~t dies, da~ Nichts, a parte hominis gedacht, den Indifferenzpunkt und den Differenz– punkt bezeichnet, der der Kreativitat des Geistes die Wahl la~t, Welt, die immerdar von ihm als Idee geschaut und im verbum principale ausgesprochen ist, als mogliche Endlichkeit werden zu lassen oder nicht. Die Frage freilich, wie das Sein des Urwortes selbst überhaupt etwas ais \Xlerden aus sich entlassen kann, la~t Anselm offen. Auf die Frage, wie es denn geschehen soll, da~ ein Urwort, in welchem sich der kreative Geist immerdar verlautbart, zu einem verbum praecedens in Zeit werden kann, beantwortet Anselm nicht minder dekretorisch: weil der Geist es will. Selbst wenn die Unstimmigkeiten zwischen einem verbum absolutum und einem verbum praecedens in Zeit sich lediglich der endlichen Vernunft ais Aporie zeigen sollte, bleibt die Frage, wie ein absolutes Wort eine endliche Rede zu vollbringen vermag.

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