BASA

120 J. Reiter Einsehen als Fortschritt des Glaubens », wie E. Przywara kom– mentiert. 11 Angesichts dieser Perspektive erhebt sich aber die Frage, wie dann für Anselm die Schlu~kraft des Beweises in einem ursprünglichen Sinne im Raum des cogitare beheimatet sein kann, wenn das, worauf sich dieses cogitare bezieht, durch eine Glaubens-Vorgabe (als fi.des quae) und einen Glaubensvollzug (als fi.des qua) überhaupt gegeben ist. Müssen wir dann nicht Karl Barth zustimmen, wenn er vom fundamentalen Gottesnamen des id quo maius cogitari nequit behauptet: er « fiihrt jedenfalls nicht heraus aus der Gebundenheit des spezifisch theologischen Denkens, sondern vielmehr sofort in sie hinein; er betrifft die Wahl derjenigen konkreten Bindung, die in dieser Frage Erkenntnis zu ermoglichen schien ». 12 Doch diese integralistisch theologische Position verabsolutiert vorschnell die faktisch-gelebte Einheit von religiüs-moralischer Bindung und Re– flexion zu einer paradoxen wissenslogischen Grenze der Reflexion. In solcher Sicht mü~te ein rationaler Beweis in seiner Schlüssigkeit, gerade in dem Ma~, wie er zu schlie~en vermeint, von dem weg– und fortführen, was er zu erschlie~en glaubt. Form und intendierter Terminus des Beweises mü~ten dissoziieren, weil dieser ja innerhalb einer vom Glauben gepragten Problemstellung abliefe, die den Proze~ des Beweises zwar wie ein Mantel einhüllte, ibn aber nicht innerlich zu qualifizieren vermochte: weil er dann scheinbar aufhüren mü~te, ein philosophischer Beweis zu sein. Gegenüber solcher Vereinnahmung der Spekulation durch systematisierte Frommigkeit halten wir mit Fr. S. Schmitt, dem profunden Kennet und Herausgeber der Opera omnia Anselms, daran fest , da~ subjektiv-psychologische Bedingungen der Problem– stellung und die Vorgabe des Erkenntnisgegenstandes durch den 11 E. PRZYWARA, Augustinisch. Ur-Haltung des Geistes, Einsiedeln 1970, S. 14 f. Vgl. ebd. S. 14: « Augustinisch ist aber unbezweifelbar ebenso der Stil Anselms von Canterbury, für den sich Gott und Gottes Reich in der Region des Leuchtens der reinen ldee begründen, die Existenz in der reinen Essenz, so da~ der übergang vom Glauben zum Einsehen eigentlich nicht ist ein Fa ~lichwerden der Glaubens– geheimnisse für menschliches Begreifen, sondern vielmehr das Sichreinigen der Glaubensgeheimnisse aus der noch vitalen Stufe des Glaubens in die geistigere des Einsehens ». 12 K. BARTH, Fides quaerens intellectum: Anse/ms Beweis der Existenz Gattes im Zusammenhang seines theologischen Programms, München 2. Aufl. 1931 , S. 74.

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