BASA
Anselmianischen Argument 127 die Erfahrung eines endlichen Denkens des Absoluten, wobei dieser 1etztere. Genitiv in seiner ganzen Spannweite sowohl ais genetivus subiectivus wie ais genetivus obiectivus zu nehmen ist: d.h. da~ Endliches ein Absolutes denken kann, erweist sich ais vom Absoluten selbst ermoglicht. 22 Nicht nur das Wissen des Absoluten ais Absoluten würde hinfallig, wenn diese absolute Idee dem endlichen Geist nicht innerlich ware. Auch die Endlichkeit des Wissens mü~te sich selbst auflosen, wenn das Denken das, was es denkt - sozusagen um die Objektivitat seines Gegenstandes zu wahren - aus sich heraus in eine jenseitige Prasenz verlegt, die aber im Verhaltnis zum Endlichen gerade Nicht-Prasenz und in dieser Bezugslosigkeit auch Bedeutungslosigkeit besagt. Endliches Denken begibt sich mit dem Verzicht auf ihm innewohnende Notwendigkeit auch der Moglichkeit, überhaupt rationes necessariae aufzudecken und jemals zur claritas veritatis zu gelangen. Mit dem Verlust jeglicher necessitas rationis hatte sich jedwedes Denken zur dumpfen Bewu~tlosigkeit über sich und alles andere und somit zur Nicht-existenz als Denken verurteilt. 2) An diesem Punkt enthüllt sich deshalb im quo maius cogitari nequit ein Wissen, das - sit venia verbo - unendlich-endliches Wissen genannt werden kann. Denn jede Vereindeutigung auf Endlichkeit oder Unendlichkeit hin würde diesem Wissen sein wesentliches und einmâliges Geprage rauben. 23 22 In diesem Sinne ki::innen wir von einem « Ausdenken » sprechen: nicht im Sinne willkürlichen Vorstellens, sondern eines « Aus »-denkens als unbeliebiges, strenges « zu-Ende-denken » des in der ursprünglichen (d.h. entspringen, anfangen lassenden) Erfahrung Implizierten. 23 Wir treffen damit auf die bis zu Kant im Grunde nicht ernsthaft bestrittene, wenn auch unterschiedlich interpretierte Selbstvoraussetzung der klassischen Meta– physik: die menschliche Vernunft oder den menschlichen Geist: «Weil der Mensch kraft dieses Vermi::igens, dieses Lichtes, dieser Erleuchtung, dieser absoluten Vernunft-Fiihigkeit, endlich und unendlich zugleich, zeitlich und ewig, kontingent und absolut in einem ist, darum ist Ontologie und Metaphysik mi::iglich und wirklich »; M. MÜLLER, Existenzphilosophie im geistigen Leben der Gegenwart, Heidelberg 2. Aufl. 1964, S. 128. Diese Selbsterfahrung der Vernunft mu~ auch - freilich nicht nur terminologisch « angepa~t », sondern aus ihrem Vollzug selbst heraus gewandelt durch die mit der kantischen Kritik sowie der (Un-) Freiheitserfahrung des modernen Menschen gestellten Aufgabe - «am Anfang » (in der Perspektive der Konstitution, nicht in der Ebene logisch-psychologisch fortschreitenden Verstiindnisses) allen heutigen Philosophierens stehen, wenn dieses zur Frage nach der Bedingung der Mi::iglichkeit von Wissen durchsto~en will : denn erst von da aus wird <las Wissen von Fakten wirklich « Wissen », « Erkenntnis », und ist nicht nur als in sich ungekliirtes Faktum « zur Kenntnis » zu nehmen.
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