BASA
128 J. Reiter Deshalb hat Gaunilo durchaus recht, wenn er erklart, der anselmianische Ausgangsbegriff lasse sich nicht secundum rem, seiner Wirklichkeit nach denken aufgrund einer Bekanntheit vel ex specie.. . vel ex genere. Wenn er einem blo~em cognoscere secundum vocem das allein zureichende cognoscere secundum rem veram (ibid.) gegenüberstellt und res im Sinne vorfindbarer Gegebenheit versteht, verliert das anselmianische Argument natürlich jeden Sinn. 24 Denn um die Wahrheit der Behauptung, das quo maius cogitari nequit existiere notwendig, beweisen zu konnen , mü~te die wirkliche Existenz Gattes schon als gesicherter Ma~stab vorausgesetzt werden. Folglich konne es sich hier nur um einen unberechtigten übergang vom posse zum esse handeln. Aber das alles wei~ und anerkennt auch Anselm. Er unterscheidet sehr wohl - wie das Beispiel des Malers zeigt - zwischen esse in intellectu und intelligere rem esse und intelligere rem esse in intellectu. Alles Raum-Zeitliche und überhaupt Endliche steht damit in der Alternative von Sein-kèinnen und Nicht-sein-kèinnen. Diese Alternative gilt aber nach Anselm gerade nicht in dem einzigartigen, weil einzigen Fall eines apriorischen Existenzurteils aufgrund des quo maius cogitari nequit. Denn dessen mèigliche Nichtexistenz sei wohl fiktiv annehmbar (fingendo ), nicht aber denkbar ( existi– mando) . 25 Das bedeutet aber auch, da~ wir nicht aus psychologischem z,vang Gott als notwendig existierend denken müssen, wie der insipiens ja eindringlich var Augen führt. Aber es kann sich auch nicht um eine kategoriale Notwendigkeit handeln, denn diese würde selbst mit dem Begriff der « notwendigen Existenz » eben nur die « Mèiglichkeit » einer notwendigen Existenz besagen, da sich eine adaequatio zwischen « Idee » und ihr entsprechendem Wirklichen nicht feststellen lie~e. Aber das quo maius cogitari nequit ist ais quiddam maius quam cogitari possit gar keine Idee mehr, die einen fest umrissenen Gehalt reprasentierte, scheidet also ais mèigliche Vermittlung objektiver Gegebenheit aus. Einerseits stoBt der Denkende mit dem Gedanken des denkbar 24 Liber pro insipiente, cap. 4 (l, 126 f). 25 Liber apol., cap. 4 (I, 134).
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