BASA
Anselmianischen Argument 129 Groi3ten an die Grenze seines Denkens und damit seiner Welt (als dem groi3ten Horizont des eigenen Intendierens wie des Betroffen– werdenkonnens überhaupt). 26 Andererseits ist mit dem « denkbar Gropten » als emem letztlich « Undenkbaren » die Offenheit des endlichen Geistes als Offengehaltensein durch seinen unendlichen Inhalt aufgewiesen. Die Wahrheit und Wirklichkeit des quo maius cogitari nequit kann also - wenn überhaupt im Sinne des anselmianischen Verstandnisses als rectitudo sala mente perceptibilis 27 - nicht als vermittelnde Reprasentation (sie würde in diesem Fall in den unendlichen Progrei3 der Frage nach der Vermittlung der Vermittlung gedrangt), sondern nur als Prasenz des Absoluten im Endlichen selbst erscheinen. 28 3) Mit anderen Worten: Nur im Rückgang auf die Bedingungen der Moglichkeit eines Denkens, das - weil es endlich ist - seinen 26 Vgl. H. KRINGS, Meditation des Denkens, München 1956, S. 32: « Was der Mensch 'seine Welt' nennt, ist die Gesamtheit dessen, was in seiner geistig– leiblichen Reichweite liegt; diese Reichweite wird aber im überschritt des Denkens je abgemessen. Die Grenze des jeweils Denkbaren ist die Grenze der jeweiligen Welt ». Zu der Bedeutung, die in dieser Hinsicht der Einbeziehung des sprachlichen Elements in die Methodenproblematik bei Anselm selbst zukommt, vergleiche insgesamt die differenzierte Studie von H . Km-ILENBERGER, Similitudo und Ratio. Vberlegungen zur Methode bei Anselm von Canterbury. Bonn 1972. Die darin aufgezeigte « Strukturidentitat der Tatigkeit des Geistes und des Sprechens » (ibid. 125) verdeutlicht, «da~ die logische, grammatische und ontologische Frage nicht zu trennen ist » (ibid. 146), weshalb dann Methode nichts anderes als «der Weg der Selbstartikulation des endlichen Geistes » (ibid. 178) sein kann. 27 Vgl. De ver., cap. 11 (1, 191): « Possumus igitur, nisi fallor, definire quia veritas est rectitudo sola mente perceptibilis ». Dabci ist zu beachten, da~ die ontologische Differenz zwischen « veritas » und « vera » für Anselm zug!eich ein unaufhebbares Wertapriori zugunsten der die (mêiglichen) « vera » in einer einseitigen Relation bestimmenden (notwendigen) « veritas » beinhaitet: « impossibile est vel cogitare, quod veritas principium aut finem habeat. Denique si veritas habuit principium aut habebit finem: antequam ipsa inciperet, verum erat tune quia non erat veritas; et postquam finira erit, verum erit tune quia non erit veritas. Atqui verum non potest esse sine veritate » (ibid., cap. 1; 1, 176). 28 Allerdings verbleibt diese Art der Erfahrung des Absoluten in einer schillern– den Zweideutigkeit: das «id quo maius cogitari nequit » meint (in thomanischer Terminologie: vgl. z.B. De Pot. 1, 1 bzw. VII, 2,5) bald Gott als das « ipsum esse subsistens », bald das « ipsum esse » als « aliquid completum et simplex, sed non subsistens ». Von der unmittelbaren Intention Anselms her mug solche Unterscheidung nicht zwingend erfordert sein. Sie wird aber in Konsequenz seines Ansatzes nêitig, wenn die Struktur des (in sich endlich-unendlichen menschlichen) Denkens als solchen im Verhaltnis zum Unendlichen herausgearbeitet werden sol!. lst Gott « maius » im Verhaltnis zum esse oder schlechthin mit diesem identisch? lst die anima « maius » gegenüber dem esse (bzw. gegenüber <lem « intellectus, qui semper es actu » )? Wie verhalt sich die konkret-subsistente anima zum forma! unendlichen, « inhaltlich » aber leeren Ausgriff des intellectus? Derartige Fragen sind bei Anselm noch keineswegs geklart, ja noch nicht einmal zureichend gestellt.
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