BASA
130 J. Reiter unendlichen Inhalt nicht au~er sich, sondern in sich haben mu~, lassen sich die Vollzugsformen und Akte dieses Denkens adaquat darstellen und die konkrete Genesis derselben erheben. Transzendental in unserem modernen Sinne ist dieses Denken, insofern als seine Objektivitat, d .h. seine Bezogenheit auf Endliches (oder in unserem Pail auf das Unendliche) nur dadurch relevant ist, da~ dieses Denken seine Rezeptivitat im Verhaltnis zu seinem unendlichen « Inhalt » in der Porm der sich selbst bestimmenden Spontaneitat vollzieht. Oder: nichts wird erfahren, was nicht zugleich Tat des erfahrenden Subjekts ist. Denn andernfalls, wenn das quo maius cogitari nequit sich als absolute Pülle als dem endlichen Geist jenseitig hypostasierte, bliebe nur ein narzi[ltisches Sich-selbst-denken dieser geizigen, alles « Andere » in sich hinein verbrauchenden ontischen Totalitat übrig. Pür Anselm aber bleibt einerseits die Totalitat des quo maius cogitari nequit - weil zugleich quiddam maius quam cogitari possit - gewahrt, aber als eine Totalitat, die gerade Anderes nicht nur denkbar, sondern wirklich sein la~t. Inso– fern ereignet sich hier die Selbstbegründung des endlichen Wissens als Wissen gegen denkfremde Voraussetzungen nicht wie in der noch oberflachlichen Begriffsartistik der Dialektiker oder in dem ungleich tiefergreifenden spateren Versuch des Nominalismus, begriffliches Denken gegenüber seinen Inhalten freizusetzen. Nein, für Anselm wei[l sich das Denken gerade dank seines unendlichen Inhalts frei und dadurch als Denken bestatigt. Wenn dabei die Denkerfahrung des Subjekts sich noch kaum von dem im Denken Erfahrenen abhebt, so wird sie dadurch keineswegs als nebensach– lich, als neben der « Sache » des Denkens liegend qualifiziert. Der « Inhalt »des Denkens erweist sich gerade als das, worin das Denken seinen « Hait » findet, ein Hait allerdings, der - wie wir zu zeigen versuchten - nicht « vor » dem Denken in objektiver Pixierung gegeben sein kann, da er mit dem Kulminationspunkt der Dynamik dieses Denkens selbst zusammenfallt. 29 4) Wir treffen damit auf die Einheit von Selbsterfahrung und Gotteserfahrung, die auf keinen Pail gegeneinander gestellt bzw. 29 So notwendig deshalb der anselmianische Gedanke noch kritischer be– grifflicher Priizisierung bedarf, ein Beurteilungsversuch vom blo~ konstruierten pseudo-kritischen Gegensatz (ais ontischcr Zerdehnung einer ontologischen « Einheit
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