BASA
132 J. Reiter lung eines ontischen Pandamoniums gepragten Irrationalismen nichts gemein hat). Denn eine aufgenèitigte Vernünftigkeit ware eine contradictio in adiecto. Diese Selbstkonstitution endlichen Denkens ist für Anselm in einem eigentümlichen Sinn in die Pravalenz der geistigen (d .h. also des Geis tes) Gotteserfahrung und ihrer Evidenz hinein verwoben. Endliche Subjektivitat verschwindet aber nicht in den Vollzug des credere te esse aliquid hinein, sondern gewinnt durch den Austrag ihr.er dadurch erst zu sich ermachtigten necessitas rationis ihre Vernunftform in der wachsenden Offenheit ihr·es cogitare auf das quo maius cogitari nequit hin. Da~ diese so sich gewinnende Subjektivitat sich ais durch und durch endlich versteht: das kommt in der Vorgabe des Glaubens und in der Grenzerfahrung zum Ausdruck, da~ für uns das « denkbar Grèi~te » zugleich das « Undenkbare » im Sinne objektiven Wissens sei. 34 Wenn wir im Gang dieser überlegungen versuchten, die Selbstergreifung endlichen Geistes von ihrer Konzentration in der Gotteserfahrung her aufzugreifen, namlich in der Rückfrage nach den Mèiglichkeitsbedingungen eines bis zum quo maius cogitari nequit vorsto~enden Denkens und dem darin implizierten Selbstverstandnis, so wird Anselm nicht eine moderne Thematik unterschoben. Wir folgten nur der Methode Anselms selbst, der im Prolog des Mono– logion schreibt: er habe sub persona secum sala cogitatione dispu– tantis et investigantis ea, quae prius non advertisset 35 dieses Buch verfa~t. In Bezug auf das Argument des Proslogion lautete deshalb unsere Aufgabe, die mèiglichen ea, quae prius non advertisset, also die intentio obliqua dieses Gedankengangs in einer transzendental– philosophischen Reflexion herauszuarbeiten, die Text und Gedanke weder einfachhin (naiv) identifiziert noch (esoterisch) gegeneinander ausspielt, sondern aufeinander hin zu vermitteln sucht. 34 Bei der glaubensma~ig fundierten, konkret- gelebten Sicherheit des Endlichen im denkenden Vollzug des Unendlichen konnte die vergleichsweise « abstrakte » Frage nach genauerer Abgrenzung und Beziehung zwischen dem empirischen lch, dem transzendentalen lch und <lem (gottlichen) absoluten Ich gar nicht auftauchen. Erst recht liegt die Versuchung zur übersteigerung der Transzendentalphilosophie zur « Vergotterung » der menschlichen Subjektivitat (vgl. dazu H . KuHN, Traktat iiber die Methode der Philosophie, München 1966, bes. S. 21 / 27) noch in weiter Ferne und auf einer ganz anderen Ebene des Selbstverstandnisses ais die anselmianische Reflexion. 35 Monal., pro!.; I, 8.
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