BASA
Konsequenzen und Inkonsequenzen der Trinitiitslehre 159 und Schopfung zu wahren. Die Abhangigkeit der vielen Dinge von dem Akt der Schopfung ist der Ausgangspunkt des Monologion. Die Darstellung der Schopfung und der von ihr abhangigen Dinge gefahrdet aber diese, da der Ausgangspunkt der Darstellung als solcher mehrdeutig ist. Er besagt auch die Pravalenz der endlichen Dinge hinsichtlich der inhaltlichen Bestimmung des Seienden als solchen. Die Pravalenz mu~ dadurch erschüttert werden, da~ der Gesichtspunkt, an dem sie sich besonders zeigt, die similitudo ( d.h. der Ausgangspunkt vom Endlichen), in das hochste Wesen selbst verlegt wird. Weil das endliche Denken das Nichtendliche ausdrücklich bestimmt, ist die inhaltliche Prioritat des Ausgangs– punktes durchgehalten. Die Problematik der similitudo in Gott ist die nicht bewaltigte Problematik der similitudo Gott-Welt. Die Endlichkeit des Ausgangspunktes kehrt in ihr erneut wieder und bleibt in der bewu~ten Aufnahme der similitudo im Sinne der Analogie zur anima humana (ais imago dei) beherrschend. Nun wird die Weise des Selbstverhaltnisses des hochsten Wesens des « Aus-sich-Seins » nach Anselm und im Kontext seiner Tradition nicht treffender (familiarius) ais durch « Geborenwerden » 5 ausgesagt, denn es wird damit gemeint: penitus idem ipsum est de eodem ipso, et ita, ut nullatenus sit, nisi ex eo. Anselm erlautert die Einheit von hochster Wesenheit und ihrem Wort durch einen Verweis auf die mens rationalis: Nam nulla ratione negari potest, cum mens rationalis seipsam cogitando intelligit, imaginem ipsius 5 Zur theologischen Tradition des « nasci » in der Trinitatslehre: R. SEEBERG, Lehrbuch der Dogmengeschichte I ( 3 1922) 343 ff., 391-6, 508 ff., II (31923) passim (schon in der altkrichlichen Apologie). Wir treffen hier auf den Umstand, da~ der von der Gnosis vor dem Schopfungsbegriff vorrangig behandelte Zeugungsbegriff (der eine Pravalenz der Soteriologie vor der Kosmologie impliziert; vgl. M. WERNER, Die F.ntstehung des christlichen Dogmas. Problemgeschichtlich dargestellt, Bern-Tübingen, l. Aufl. 1941, 527; zit. nach H. BLUMENBERG, Epochenschwelle und Rezeption, Philos. Rundschau 6 (1958) 94-120, bes. 105 f.) die theologisch dogmatische Tradition provoziert. Auf diese Fragen des Zusammenhanges dogmatischer, gnostischer und neuplatonischer Gedankengange in der Genese des Zeugungsbegriffes kann hier nur verwiesen \\Crden. Nicht unerwahnt sol! bleiben, da~ Aristoteles die Zeugung als das herausragende Beispiel für die immanente Zwecktatigkeit der Natur ansieht und an diesem Beispiel (mit dem bekannten Satz: Ein Mensch zeugt einen Menschen) den sich jenseits der individuellen Differenzierung durchhaltenden Wesensbegriff erlautert. Vgl. K. ÜEHLER, Ein Mensch zeugt einen Menschen. über den Mi~brauch der Sprachanalyse in der Aristotelesdeutung, Frankfort a.M. 1963 (hier werden die verschiedenen Funktionen des Argumentes dargestellt).
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