BASA
162 H. Kohlenberger dem « Sohn » das Aus-sich-selbst-Sein ermoglicht (per seipsum passe subsistere, necesse est illum habere ex patre ). Anselm vergleicht diesen Sachverhalt mit dem Bezug des Lehrers zu seinem Schüler, der die Erkenntnis in seinem Schüler erweckt und dadurch dem Schüler ermoglicht, durch Gebrauch seiner eigenen Erkenntnisfahig– keit zu erkennen. Die Abhangigkeit ist « genetisch », nicht wesens– ma~ig zu verstehen. Hinsichtlich seines Durch-sich-Seins ist der Sohn abhangig vom Vater. Die Unterscheidung von Sein und Selbstandigsein im Kontext eines Abhangigkeitsverhaltnisses und die Metaphorik des Generationsverhaltnisses gehüren offenbar zusammen. Eine Schwierigkeit liegt allerdings - dies hier nur am Rande - in dem zeitlichen Moment der notwendigen « genetischen » Abhangigkeit und seiner Aufhebung in der Metaphorik. Auf Grund dieser « genetischen » Abhangigkeit ist es geeigneter (magis congruit) zu sagen, da~ der « Sohn » die Wesenheit des « Vaters » sei, als umgekehrt. Das wesensma~ige Einssein von Wesenheit und Wort hat zur Folge, da~ die Einheit beider darin besteht, da~ sie dasselbe Wesen sind, das Wort aber das Wesen vom hochsten Wesen hat und so dessen Wesen ist. Gleichzeitig ist damit gesagt, da~ der Sohn des Vaters Kraft, Weisheit, Wahrheit und Gerechtigkeit ist. Das Verhaltnis von Vater und Sohn la~t sich unter Berücksichtigung des Sinnes von verbum auch als intellektueller Akt fassen, so da~ der Sohn dieser Akt und das Resultat desselben ist. Erkenntnisvor– gange haben ihren Sinn in sich und verweisen nicht mehr auf ein ihnen Vorgegebenes. So kann dann der Sohn des Vaters intelli– gentia, sapientia, scientia, cognitio, notitia genannt werden. Der Zusammenfall dieser im Endlichen aspekthaft Unterschiedenes meinenden Begriffe ergibt sich aus der Tatsache, da~ das Wort die integra veritas paternae substantiae und nicht nur eine Nachbildung ist. Die Ahnlichkeit ist in ihrem Grenzfall Identitat. Diese Identitat besagt irn Palle der hochsten Wesenheit die Untrennbarkeit des ontologischen und des logischen Ordo; Wahrheit der hochsten Wesenheit zu sein besagt demnach die Einheit des Wesens, die durch den Erkenntnisvorgang ihrer bewu~t wird. Der Begriff memoria, der im Anschlu~ an die augustinischen Ternare im 48. Kapitel erstmals an zentrale Stelle gerückt wird, wird mit der Begründung, da~ vom Bewu~tsein das Wort geboren zu werden scheint, dem Vater zugeschrieben. Bereits im 11. Kapitel
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