BASA
168 H. Kohlenberger mehrere Momente implizierende Bedeutung der Metaphern. Ausdrücklich wird bei Anselm nur die erste Bedeutung als solche anerkannt; die zweite wird zum Vorbild der eigentlichen Aussage verkehrt. Daraus la~t sich entnehmen, da~ es Anselm nicht auf die Metaphorik, sondern auf die eigentliche Ausdrucksweise ankommt und nur die Unmoglichkeit, die Begriffe von der Anschauung « rein» zu halten, ihn daran hindert, von der Metaphorik abzusehen. Dieses Hindernis reiner Begrifflichkeit führt dann aber zu dem Umschlag, der eine metaphorische Ausdrucksweise zur eigentlichen Ausdrucksweise erklart. Dieser Umschlag ist die Konsequenz aus der Tendenz, die Begriffe von ihrer Anschauungsgebundenheit zu trennen. lm Sinne einer immanenten Interpretation konnte gesagt werden, da~ diese Ausdrucksweise überhaupt nicht metaphorisch :verstanden werden konne, sondern zu einer eigentlichen Aussageweise geworden sei. Schon das verissimum, das diesen Aussagen oft beigegeben werde, deute darauf hin. Die Kap. 39-42 deuteten diese Ansicht an. Dort war aus dem Ansatz der gro~ten Ahnlichkeit der Begriff der « wahrhaftesten Zeugung » abgeleitet worden. Also wurde das Resultat, namlich die Ahnlichkeit zwischen dem Wort und dem Ausgesagten als « Idealfall » der Zeugung genommen. Diese Betrachtung hat ihrerseits eine lange Geschichte, die letzten Endes auf die « Sinautonomie der Theorie » zurückgeht, wie sie in der Metaphysik des Aristoteles format artikuliert ist. Danach ist erst dann ein bestimmter Gedankengang legitimiert, wenn er durch die sich erfassende Intellektualitat bestimmt ist. Die Tatsache, da~ die metaphorischen Aussagen nicht als solche angesprochen werden, zeigt aber nicht nur, da~ die Metaphorik nicht nur nicht abzustreiten ist, sondern da~ diese mit der « Tabuisierung » geradezu vorausgesetzt wird. Sonst ware die Umkehrung des Urbild– Abbild-Schemas, das die geringere Eigentlichkeit den unmittelbar als eigentlich anzusehenden Aussagen zuschreibt, nicht notig und der Ausgangspunkt würde nicht als vermittelt unmittelbar angesehen werden. Nachdem die Metaphorik der Liebe sich selbst « kontrolliert » hat, ist die Forderung nach dem Versuch einer terminologischen Klarung des Verhaltnisses der Liebe zu Vater und Sohn nicht abzu- 18 ebd. 68, 21 f.
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