BASA
DIE TRINITATSLEHRE DES THEODULF VON ORLÉANS AUP DEM WEGE ZWISCHEN AUGUSTINUS UND ANSELM VON CANTERBURY von MICHAEL SCHMAUS (München) Wenn Anselm ein zweiter Augustinus genannt wird, so kann dies· nicht so verstanden werden, als ob er eine Wiederholung des afrikanischen Kirchenvaters ware. Er lebt und denkt zwar aus dem Geiste Augustins, ist aber durchaus ein selbstandiger, ja schopferischer, über Augustinus hinausführender Denker . Man kann daher nicht sagen, er sei mehr der Vergangenheit, namlich den Kirchenvatern, als der Zukunft zugeordnet. In besonders deutlicher Weise tritt die schopferische Originalitat Anselms in seiner auf die ganze Folgezeit wirkenden Soteriologie und in seiner Gottes- und Trinitatsvorstellung in Erscheinung. Wahrend bis vor kurzem die Meinung bestand, Anselm führe in seiner Trinitatslehre nur weiter, was Augustinus geschaffen habe, haben eingehendere Untersuchungen zu der Frage Anla~ gegeben, ob nicht etwa Anselm etwas vollig Neues in der Trinitatslehre hervorgebracht habe, vor allem, ob nicht er und nicht Augustinus der eigentliche Entdecker und Begründer der metaphy- sischen Trinitatspsychologie sei. . Für die Beantwortung dieser Frage vermag die Prüfung der zwischen Augustinus und Anselm schreibenden Theologen einen Beitrag zu leisten. Soweit deren Erforschung bisher geschehen ist, zeigt sich, da~, wenn wir von der neuplatonisierenden Gottesvor– stellung des Johannes Scotus Eriugena absehen, kein Theologe dieser Epoche mit Ausnahme etwa des Ratramnus die Trinitatspsychologie Augustinus in ihrem ganzen Umfang übernommen hat 1 . Es handelt sich dabei vor allem um Alkuin, die Dicta Candidi, Paschasius Radbertus, Eirik von Auxerre. Wir finden zwar bei den Theologen 1 M. SCHMAUS, Das Fortwirken der augustinischen Trinitiitspsychologie bis zur karolingischen Zeit, in: Vitae et Veritati. Festgabe für Karl Adam, Düsseldorf 1958, 44-56 (mit reichen Literaturangaben).
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