BASA
222 M. Schmaus der karolingischen Zeit die bekannten psychologischen Ternare Au– gustins memoria, intelligentia, voluntas und mens, notitia, amor, welche die Gleichheit, die Einheit und die gegenseitigen Beziehungen der géittlichen Personen veranschaulichen sollen. Aber fast nirgends werden die gottlichen Hervorbringungen als geistige Akte des Erkennens und des Liebens erklart. Es fragt sich, ob die Theologen der genannten Zwischenepoche Augustinus nicht verstanden haben oder ob sie seine Psychologisierung des trinitarischen Gotteslebens abgelehnt haben oder aber, um noch radikaler zu fragen, ob Augusti– nus mit seinen Ternaren diese Psychologisierung selbst gar nicht vorgenommen hat, ob diese vielmehr erst von Anselm stammt und von ihm aus nach einigen Vorspielen bei den frühen Dominikanern des 13. Jh. (z .B. Robert Kilwardby) 2 über Thomas von Aquin zum Gemeingut der katholischen Trinitatserklarung wurde. Wenn diese These stimmen sollte, hatte Augustinus ahnlich wie die karolingischen Theologen und wie fast die ganze Frühscholastik die psychologischen Ternare nur im Sinne von Metaphern für die analoge Erklarung der Einheit, der Freiheit und der Beziehungsverbundenheit der géittlichen Personen verwendet. Die Tatsache, da~ die karolingischen Theologen die geistigen Funktionen des Menschen nicht zur Qualifizierung der inner– géittlichen Hervorbringungen und Hervorgange gebrauchen, kann als ein gewisses Prajudiz zu Gunsten der eben genannten These verstanden werden. Sie bedarf jedoch noch einer weiteren einge– henden kritischen Prüfung. In der Zwischenepoche von Augustinus bis Anselm lebte der aus Spanien stammende Bischof und Abt Theodulf von Orléans, ein Mann, der zu den Theologen und Philosophen, den Dichtern und Musikern, den Politikern und den kirchlichen und weltlichen Verwaltungsbeamten am Hofe Karls d.Gr. gehéirte . Er war mehr Dichter als Theologe, hat jedoch einige beachtliche theologische Schriften hinterlassen . Au~er den sogenannten Libri Carolini 3 , einem 790 entstandenen vier Bücher umfassenden Werk, das vor allem 2 über seine Trinitatslehre sol! in Kürze ein Artikel erscheinen. 3 Für die Libri Carolini seihe A. FREEMAN, Theodulf of Orléans and the L. C., in: Speculum 32 (1957) 663-705; G. HAENDLER, Epochen karolingischer T heologie, Berlin 1958; L. WALLACH, in der Festschrift für A. M. Albareda, Washington 1961. Ausg. von H . BASTGEN, Monumenta Germaniae historica. Concilia II Suppl. 1924.
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