BASA
234 M. Schmaus verstehen kann, moge auch den Hervorgang des Heiligen Geistes von beiden ais zeitlosen Hervorgang verstehen. Wer das Wort des Sohnes: 'Wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so gab er dem Sohne, das Leben in sich selbst zu haben' (Joh. 5, 26), in seinem wahren Sinne zu verstehen vermag, da~ namlich der Vater nicht dem ohne Leben schon existierenden Sohne das Leben gab, sondern da~ er ibn zeitlos so zeugte, da~ das Leben, welches der Vater dem Sohne durch die Zeugung gab, so ewig ist wie das Leben des Vaters, der es gab: der moge einsehen, da~ der Vater, wie er in sich den Grund dafür tragt, da~ der Heilige Geist von ihm hervorgeht, so es auch dem Sohne verliehen hat, da~ der gleiche Heilige Geist von ihm hervorgeht, und da~ beides zeitlos geschieht, da~ es also ebenso vom Heiligen Geist deshalb hei~t, er gehe vom Vater hervor, weil es der Sohn vom Vater empfangen hat, da~ auch von ihm der Heilige Geist hervorgehe. Man soll aber dabei an keine Zeit denken, die sich im Vorher und Nachher verwirklicht; denn es gibt dort keinerlei Zeit. Wie ware es daher nicht die gro~te Torheit, ihn den Sohn der beiden zu nennen, da, wie dem Sohne die ohne irgendeine Wandelbarkeit der Natur vom Vater erfolgende Zeugung das Wesen verleiht, so dem Heiligen Geist der ohne irgendeine Wandelbarkeit der Natur erfolgende Hervorgang von beiden ohne irgendeinen zeitlichen Beginn das Wesen verleiht? Wenn wir sonach den Heiligen Geist auch nicht gezeugt nennen, so wagen wir es doch nicht, ihn ungezeugt zu hei~en, damit niemand durch dieses Wort auf die Vermutung komme, es gebe in dieser Dreieinigkeit zwei Vater oder wenigstens zwei, die nicht von einem anderen sind. Es ist ja nur der Vater nicht von einem anderen. Deshalb wird er allein ungezeugt genannt, nicht zwar in der Schrift, wohl aber in der Gewohnheit der über diese Fragen Disputierenden und derer, die über einen so bedeutungsvollen Gegenstand eine ihrer Fahigkeit entsprechende Aussage machen. Der Sohn aber ist vom Vater geboren, und der Heilige Geist geht urgrundhaft vom Vater und, da dieser es ohne irgendeinen zeitlichen Abstand verleiht, von beiden gemeinsam hervor. Er würde aber der Sohn des Vaters und des Sohnes hei~en, wenn ihn - jeder gesunde Sinn erschrickt vor einer solchen Aussage - beide gezeugt hatten. Nicht also ist beider Geist von beiden gezeugt, sondern er geht von beiden hervor. Weil es indes so schwer ist, in dieser gleich ewigen gleichformigen, unkürperlichen, unsagbar
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