BASA

264 W. Frohlich erscheint geeignet, zur Erhellung des Walramschen Weltbildes und zut Kennzeichnung der Personlichkeit des Bischofs von Naumburg beizutragen. II Walram war Bischof im thüringischen Naumburg an der Saale von 1091 (?) bis zum 12. April 1111. lhm wurde also zwei Jahre vor Anselm das Amt des Bischofs übertragen; zwei Jahre überlebte er diesen auch. Damit fallt beider Pontifikat mitten in die Periode der gregorianischen Reformen und des Investiturstreites - die letzten drei oder zwei Dezennien des 11. Jahrhunderts und die ersten beiden Dezennien des 12. Jahrhunderts. Dieser Streit zwischen Kaiser und Papst um die Investitur der Bischofe war die erste gro~e Weltrevolution der abendlandischen Geschichte im Sinne einer epochalen geistigen Umwalzung. 7 lhr Verlauf folgte dem Muster der bekannten Revolutionen der Neuzeit. Jede Weltrevolution wurde durch Mi~stande im bestehenden politischen, gesellschaftlichen oder religiüsen System ausgelost. lm Palle des Investiturstreites klagten die Führer der Revolution, die Gregorianer, über die Beherrschung der Kirche durch Laien und die Verstrickung der Kirche in lehensrechtliche Bindungen. Diese Verflechtungen hatten zu schwerwiegenden Mi~standen geführt. Hier ist besonders die Simonie zu nennen, die man im weitesten Sinne als die Einflu~nahme eines Nicht-Klerikers auf die Bestellung von Kirchenamtern und die Verwaltung der Sakramente definierte. In ihrer Verurteilung der Simonie als Haresie waren die Gregorianer vollkommen im Recht. Es scheint jedoch für Weltrevolutionen charakteristisch zu sein, da~ die Abstellung eines Mi~standes in der bestehenden Ordnung nur der Vorwand ist, um die Ordnung selbst umzustürzen, sie abzuschaffen und durch eine neue zu ersetzen. lm Palle des Invest.iturstreites hie~ das als Zielsetzung die vollkommene 7 Diese Kennzeichnung folgt den Darstellungen G. TELLENBACH, Libertas: Kirche und Weltordnung im Zeitalter des Investiturstreites, Leipzig, 1936, und darauf fu~end N. C ANTOR, Church, Kingship and Layinvestiture in England 1089-1135, Princeton 1958, hier vor allem S. 6 ff.

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