BASA
268 W. Friihlich Da Walram durch kaiserliche Investitur Bischof geworden war und aus dem kaiserlich gesinnten Bamberger Hochstift kam, ist es nicht verwunderlich, da~ er auch als ein Anhanger Heinrichs IV. auftrat und sich für dessen Sache einsetzte. Als kaiserlicher Parteiganger ist er aber weniger aus den Berichten der zeitgenëissischen Schriftsteller bekannt, die vom Naumburger Bischof kaum Notiz nahmen; vielmehr stellte er sich selbst als solcher in einem Brief vor, den er im Interesse der kaiserlichen Partei geschrieben hat. Er ist dadurch der erste Bischof von Naumburg, der literarisch in Erscheinung getreten ist. Walram war noch nicht allzulange Bischof, mëiglicherweise drei oder vier Jahre, als er einen Brief an den Grafen Ludwig den Springer von Thüringen schrieb, 15 um ihn für den Kaiser zu gewinnen, denn dieser hielt es mit dessen sachsischen Gegnern, die sich mit den Gregorianern verbündet hatten. So wohlgemeint und überzeugungsvoll Walrams Schreiben auch sein mochte, es erreichte seinen Zweck nicht; vielmehr lie~ ihm der Graf durch Bischof Harrand von Halberstadt eine schroff abweisende Antwort zugehen. 16 Hier liegt mëiglicherweise ein weiteres Motiv für das Schreiben Walrams an den Grafen Ludwig. lm Jahre 1094 war Harrand, von Papst Urban II. geweiht - er batte eine Weihe durch den gebannten Mainzer Erzbischof abgelehnt und sich an den Papst in Rom gewandt - nach Deutschland zurückgekehrt. 17 Graf Ludwig war mit ihm sehr befreundet; auf Harrands Veranlassung hin batte er 1085 das Kloster Reinhardsbrunn gestiftet . Es war also gro~e Gefahr im Verzuge, da~ der Bischof von Halberstadt den Grafen vollends auf die Seite der gregorianischen Partei in Sachsen ziehen würde. Um dem vorzubeugen, so kann mit Recht angenommen werden, hat es Walram auch unternommen, den genannten Brief an den Grafen Ludwig von Thüringen zu schreiben. Darin erinnerte er ihn an seine Pflicht gegenüber dem von Gott gesetzten Herrn. Jedem Reich, so begann Walram seinen Brief, sei Einigkeit als die Mutter der Rechtschaffenheit und die Bewahrerin der Ehrenhaftigkeit von Nutzen. Darum mage der Fürst mit allen, so viel an ihm sei, 15 UK Nr. 100, S. 83-84. 1 • UK Nr. 101, S. 84-88. • 1 P. Jaffé, V, S. 163-164.
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