BASA
Bischof Walram v. Naumburg 273 Neben Meinungsverschiedenheiten - unter anderem bezüglich der Verwandtenehe, des Sabbatfastens und des Allelujagesanges in der Fastenzeit sowie des Genusses von Milchspeisen in der ersten Woche der Quadrages - stehen im wesentlichen drei Hauptursachen im Vordergrund. Einmal ging der Streit um den Ausgang des Hl. Geistes von Gott Vater und Sohn, der sich in der Einfügung oder Tilgung des filioque ins Symbolum kristallisierte. Bereits im 5. Jahrhundert war es im Abendland ins Glaubensbekenntnis eingefügt worden. lm 8. Jahrhundert fand die Formel dann Eingang auch bei den Franken. Das 9. Jahrhundert sah die heftige Kontroverse um das filioque zwischen den Griechen und Lateinern unter dem Patriarchen Photius. Unter dem Einflu~ Papst Leos III. verzichtete die romische Liturgie auf die Einfügung ins Symbolum, um die Einheit nach au~en hin zu wahren. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts nahm die romische Kirche es jedoch auf Anregung Kaiser Heinrichs II. hin auf. lm Kampf des Patriarchen Michael Cerularius gegen Rom spielte es eine entscheidende Rolle, die zum Bruch zwischen Lateinern und Griechen führte. Zum anderen war die Streitfrage um den Gebrauch von gesauertem oder ungesauertem Brot beim Abendmahl von Bedeutung. Die Griechen verwendeten gesauertes Brot. lm Abendland war es seit dem 8. Jahrhundert üblich, ungesauertes Brot (Azyma) zu verwenden. Cerularius griff den lateinischen Gebrauch heftig an; einer seiner Anhanger ging sogar so weit, die hl. Hostie der Azymiten für nicht konsekriert, die Azymiten selbst aber für halbe Heiden und halbe Juden zu erklaren. Dieser Streit versetzte besonders den Osten und Süditalien in lebhafte Erregung. Und da ist drittens schlie~lich die Auseinandersetzung um die verheirateten Priester. Seit der Synode von Elvira des Jahres 306 bestand die Vorschrift, da~ alle Kleriker, die den Altardienst versahen, zut Enthaltsamkeit verpflichtet waren. Der Versuch, diese Vorschrift auf dem Konzil von Nicaa auf die ganze Kirche auszudehnen, scheiterte am Einspruch der Griechen. In der lateinischen Kirche erlangte die Zolibatsgesetzgebung allgemeine Gültigkeit. Aus diesen Gründen und der gegenseitigen Entfremdung bestand schon seit Generationen ein latentes Schisma, das durch den Angriff des Patriarchen Cerularius auf Rom und dessen Zurückweisung durch Humbert von Silva Candida im Auftrage Leos IX. im Jahre 1054 offen zum Bruch führte. In den Jahren danach suchte man,
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