BASA
278 W. Frohlich auf die uns überlieferte Form eines theologischen Opusculums gebracht. 35 Ausgehend von der Feststellung, da~ das Brot - sei es nun gesauert oder ungesauert - konsekriert werde, versuchte Anselm die Angriffe der Griechen auf den Brauch in der lateinischen Kirche aufgrund historischer Nachweise sowie transfigurativer überlegungen zu entkraften. Christus habe, so schrieb er an Walram, bei seinem letzten Mahl mit den Aposteln sicherlich das beim jüdischen Paschamahl übliche ungesauerte Brot verwendet. Dabei habe Christus nicht judaisieren, sondern nur der Vorschrift der Juden genügen wollen. Der lateinische Brauch der Verwendung ungesauerten Brotes sei aus diesem Grunde richtiger. Er folge einmal dem Beispiel Christi und zum anderen dem Auftrag der Schrift: hoc facite. Da Christus den Gebrauch von gesauertem Brot aber weder ausge– schlossen noch vorgeschrieben habe, sollten wir das güttliche Beispiel in ehrwürdiger Form nachvollziehen. Aus diesem Grunde, so schlo~ Anselm seine historische Beweisführung ab, verwenden wir dieses ungesauerte Brot, wogegen die Griechen nichts einwenden konnten. Anselm fügte eine transfigurative überlegung an. Die Griechen sagen, da~ wir die figurative Bedeutung des ungesauerten Brotes nicht ausschlie~en konnten. Aus diesem Grunde würden wir judai– sieren. Dem hielt nun Anselm entgegen, da~ sie andererseits das gesauerte Brot nicht gebrauchen konnten, ohne gleichzeitig die figurative Bedeutung von Sünde miteinzuschlie~en. Und zum Vorwurf der « Judaisierung » sagt er: Die Christen dürften auch andere Riten nicht vollziehen, wie zum Beispiel die Taufe mit Wasser, wie sie von Moses oder Johannes dem Taufer gespendet worden sei, wenn mit der übernahme eines Ritus bereits eine « Judaisierung » verbunden sei. Anselm schlo~ seine Darlegungen bezüglich des Gebrauches von gesauertem bzw. ungesauertem Brot ab, indem er feststellte: Entweder vollziehen wir alleine das Opfer richtig und sie falsch, oder aber, wenn sie es richtig tun, dann machen wir es besser und vollziehen es richtiger und treffender. Als dritte Bitte batte Walram um Anselms Belehrung hinsichtlich 35 ebenda, S. 61 +f; zu den liturgischen Aspekten des Briefwechsels siehe R. AMIET, Saint Anselme liturgiste. La liturgie valdôtaine qu'il a connue. Le culte de Saint Anselme à Aoste..... (in diesem Band).
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