BASA

280 W. Friihlich reine Leib Christi nicht in Berührung kommen dürfe mit Verderbnis und Sünde: wer den Leib Christi empfange, müsse den sündenfreien neuen Menschen angezogen haben. Dieser spekulativen Argumenta– tion entsprechend dürfe nach der Vorschrift Christi beim Opfer nur ungesauertes Brot Verwendung finden. Ferner erblickte der Naumburger Bischof in der unterschied– lichen Weise der Segnung der eucharistischen Opfergaben ebenfalls eine Gefahrdung der Einheit der Kirche. Die kanonischen Vorschriften der Segnung von Brot und Wein gingen auf die Kirchenvater und das Beispiel Christi zurück, der zunachst das Brot und dann den Wein gesegnet habe. Verwirrt stellte Walram fest: Miror autem valde qua ratione sacrificandi coeperit diversitas. Denn der Unter– schied in den Sakramenten und ihrem Ritus, so folgerte er, sei der Einheit der Kirche abtraglich. Wenn der Bischof von Naumburg in diesem Zusammenhang die Bemerkung et vestram miramur diversi– tatem einflie~en lie~, konnte man hier einen Unterton der Kritik am Erzbischof von Canterbury heraushoren? Schlie~lich erbat Walram Anselms Entscheidung, ob der Kelch bei der Eucharistiefeier bedeckt sein solle oder nicht. In aus– führlicher Darlegung suchte er zu erweisen, da~ das Korporale oder ein zusammengelegtes Tüchlein dem Grabtuche des aufer– standenen Herrn entspreche . Die Zeichenhaftigkeit des Beispiels Christi sei auch hier die verbindliche Richtschnur. Wie der Herr bei seinem Opfertod am Kreuz nackt gestorben sei und bei seiner siegreichen Auferstehung das Leichentuch, das Zeichen der Verwesung, im Grab zurückgelassen habe, so müsse auch der Kelch bei der Eucharistiefeier bar jeglicher Bedeckung - dem Symbol für Verwesung - sein. Zu Ende seines Briefes zeigte Walram dem Erzbischof von Canterbury sdne oben bereits ·etwahnte Abwendung von der Partei Kaiser Heinrichs IV. hin zu jener von Papst Paschalis und der Kardinale an. Der Zeitpunkt dieses zweiten Walramschen Briefes ist um das Jahr 1106 anzusetzen. Die Vermutung, da~ Walram erneut in Sachen Eucharistie und Sakramente nachfragte, weil ihn die erste Antwort Anselms nicht erreicht batte, kann wohl wegen der Aufnahme und Zurückweisung der Antichristanspielungen auf Kaiser Heinrich IV. nicht zutreffen. Dieser Brief kennzeichnet den Bischof von Naumburg ais einen

RkJQdWJsaXNoZXIy NzY4MjI=