BASA
Bischof Walram v. Naumburg 281 theologisch interessierten und gebildeten Mann, der durch diy zeitweise heftige theologische Diskussion über die Abendmahlslehre, durch die Unterscheidungslehren gegenüber den Griechen sowie die verschiedenen Riten bei der Sakramentenspendung verunsichert worden war. Trotz seiner zweifelsohne gro~en Gelehrsamkeit war sich Walram jedoch seiner geistigen Unterlegenheit Anselm gegenüber wohl bewu~t und brachte dies auch deutlich, manchmal peinlich übertrieben, zum Ausdruck. Selbst wenn man einen guten Teil dieser Wendungen dem Topos der Ehrerbietung zurechnen mu~, so scheint Walram fast vor der geistigen Gro~e seines Briefpartners zu erstarren. Der Inhalt des Briefes tut das lnteresse des Brief– schreibers an theologischen Fragen dar; ihre Qualitat wirft jedoch ein bezeichnendes Licht auf den Verfasser. Die Form der Argu– mentation ist die traditionelle. Durch die Aneinanderreihung von Zitaten aus der Schrift und den Kirchenvatern wird die Richtigkeit der Behauptung erwiesen. Diese Form der Problembehandlung unterscheidet sich radikal von der Methode Anselms. Moglicherweise war diese Kontrastwirkung mit ein Grund für die Aufnahme des zweiten Walram-Briefes in das Gesamtwerk Anselms von Canterbury. Der Briefwechsel zwischen Walram und Anselm fand seinen Abschlu~ durch eine kurze Erwiderung des Erzbischofs von Canterbury auf den zweiten Brief Walrams. 38 Zunachst beglück– wünschte der Empfanger den Verfasser überschwenglich zu seinem vollzogenen Parteiwechsel in Sachen Investiturstreit und spielte dessen überma~ige Lobesbezeigungen bezüglich seiner Geistesgro~e herunter. Sodann beantwortete Anselm kurz die von Walram angeschnittenen Fragen. Zum ersten berühre der unterschiedliche Ritus bei der Sakramentenspendung weder das Wesen des Sakraments noch dessen Wirksamkeit. Da die Wahrheit unverandert bleibe, sei die Einheit der Kirche nicht bedroht. Zum zweiten stelle das Kreuzzeichen über mehr als einer Opfergabe bei der Eucharistiefeier keine tadelnswerte Abweichung dar, und schlie~lich drittens solle man den Symbolismus der Nacktheit, wobei der unbedeckte Kelch auf den nackten Christus am Kreuz hindeute, nicht zu weit treiben. Besset ware es, das Opfer Christi lebenswirksam zu integrieren. 3 • AEp 417 = AOO II, S. 239-242.
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