BASA
282 W. Fri!hlich Was seine eigene Praxis in diesem Punkte angehe, so schlo~ Anselm seinen Brief, betrachte er es als sicherer und klüger, den Kelch bei der Eucharistiefeier zu bedecken, damit keine Fliege hineinfallen konne. Die spitzfindigen Fragen Walrams, die wohl den Schüler bei einer Disputation innerhalb der Schule interessieren mochten, aber an der seelsorgerlichen Wirklichkeit vorbeigingen, erfuhren hier ihre zurechtrückende Beantwortung. Anselm stand über ihnen. In seiner Verantwortung für das Ganze wies er ihnen einen Stellenwert am Rande zu. In summa kann man also festhalten: Bischof Walram von Naumburg war ein gelehrter und frommer Mann. Er war betroffen von den Erschütterungen, die das alte Weltbild der unitas ecclesiae zerbrochen hatten. In den Vorstellungen der Griechen und der Gregorianer erblickte er jene neuen, revolutionaren Ansichten, die den alten ordo bedrohten. So wandte er sich an Anselm um Hilfe und Rat. In seinen Augen verteidigte dieser die alte und reine Lehre der Kirche gegenüber den griechischen Neuerern. lm Investiturstreit griff er selbst zur Feder, um den Angriff der Gregorianer auf Kaiser Heinrich IV. als dem Garanten des alten ordo zu wehren. Sicherlich schwang hier auch ein gewisses Eigeninteresse mit, denn die Macht und die Stellung des Kaisers bedingte seine eigene Stellung als Reichsfürst und Bischof von Naumburg.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzY4MjI=