BASA
Anselms Fides quaerens intellectum 299 1. Der homiletisch-existentielle und soziativ-personale Ansatz lm Prooemium des Proslogion und in der Praefatio des Dialogus treten uns Gestalten entgegen, die in den Dimensionen der religio naturalis und der revelatio christiana fragend sich bewegen, aus denen zugleich die Dominanz einer wie auch immer verstandenen Dialektik (in Sinne der Logica vetus) spricht ( cogentibus me precibus quorundam fratrum im Proslogion und partium suarum rationes tuo committere decrevimus arbitrio im Dialogus) 6 . Wohl sind in den fünfzehn Abts-Jahren Anselms ungefahr 180 Manche in das Kloster eingetreten. Aber in seinem Abschiedsbrief an die Klost·er– gemeinde in Bec sagt er: « Fast alle seid Ihr meinetwegen nach Bec gekommen, aber keiner ist meinetwegen Mèinch geworden » 7 • Beachtung fand und wegen starken biblischen Bezugs und - nicht zuletzt auch (als Folgeschrift des MONOLOGION), da es sich thematisch und methodisch als Vergleichsproblematik zum DIALOGUS Abaelards anbietet. Wohl steht das PROSLO– GION biographisch in der Mitte des Anselmschen Lebens, wahrend der DIALOGUS in dem uns vorliegenden Textbestand und Textbefund für die letzte Phase in Cluny anzusetzen ist. Hierbei ist die spate Datierung des DIALOGUS hinsichtlich der von Anselm verschiedenen Arbeitsweise Abaelards von Wichtigheit: Abaelard pflegte oftmals seine \'Verke in einer ihm eigenen Weise Redaktionen zu unterwerfen; wahrend der DIALOGUS im Blick auf die Erkenntnisbewegung ais apologia pro vita sua bezeichnet wurde (s. D. E. LusCOMBE, Peter A belard's Ethics, Oxford 1971, Introduction p. XXVI). Eine andere Frage: Ist es sachgerecht hinsichtlich des gesamten literarischen Werkes einer hervorragenden Gestalt, eine Schrift für sich zu betrachten? Hier ware jedoch zu bedenken, da~ wir z.B. oft von früheren und spateren Schaffensperioden eines Denkers sprechen und der Hëhepunkt chronologisch nicht ohne weiteres die letzten Werke sind; und nicht selten haben Denker zu verschiedenen biographischen Zeitpunkten von einander abweichende Verstehensmit– teilungen gegeben. 6 Wenn wir nun im Blick auf den Relationskomplex Anselm - Abaelard die Textbefunde nach Berührungspunkten befragen, so beruft sich Abaelard in jenem bekannten Brief an den Bischof von Paris auf die Autoritat des magnifi.cus ecclesiae doctor Anselmus Cantuariensis Archiepiscopus, und zwar hinsichtlich der Kontroverse Roscelin - Abaelard (PL 178, 355D-358B). Au~erdem finden wir die namentliche Erwahnung Anselms in der Theologia christiana (Petri Abaelard opera theologica, CChr, Continuatio Mediaevalis, ed. E. M. Buytaert OFM, XII, Turnholti MCMLXIX, p. 304, 1206-20) und in der Theologia 'Scholarium' (PL 178, 1071C). Beide Male findet sich dort innerhalb der Untersuchung zut Dreifaltigkeit hinsichtlich der generatio Filii und der processio Spiritus Sancti eine Legitimation durch Anselm. übrigens ist Anselm von Canterbury der einzige in den systematischen Werken Abaelards erwahnte zeitgenëssische hervorragende Scholastiker. Trotzdem gibt es keinen Nachweis, da~ Abaelard eine unmittelbare Kenntnis der Werke und Schriften Anselms hatte. Jedoch scheint die mittelbare Kenntnis unbestreitbar (siehe hierzu: Richard E. WEINGART, op. cit., pp. 89-90 und Rolf PEPPERMÜLLER, op. cit., Seite 91-2). Anselm zitiert aus biographisch erkliirbaren Gründen, die hier nicht im Einzelnen untersucht werden kënnen, Abaelard nicht. 7 Zitiert nach Josef PIEPER, Scholastik, München 1960, Seite 79.
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