BASA

306 R. Thomas intelligo te illuminante... (S.obigen Vergleichstext). Hierbei sollte jedoch linguistisch nicht unbeachtet bleiben, da~ Abaelard - wenn meine Kenntnis seiner Schriften es nicht übersehen haben sollte - illuminare ausschlie~lich for den transzendenten eschatologischen Erfahrungsbereich verwendet; dieser so eingegrenzte Gebrauch von illuminare schlie~t m.E. den vergleichenden Sachbezug nicht aus. lm begrifflichen Vergleich bleibt aber die Frage offen, ob die bei Anselm und Abaelard gewonnene als existentiell-personaler Denk– ansatz sich darstellende überzeugung von der ontischen Wesenheit Gottes for ihre Frommigkeit und für ihre jeweilige homiletische Intention theologisch Bestatigungswert oder den Rang einer zweiten Offenbarungsquelle besitzt. Doch erscheint es mir verfehlt, das Mysterium des Glaubensdenkens in der charismatischen Vielfalt empirischer Religiositat nur begri'fflich zu fassen. So ware eben vor allem zu beachten, da~ Anselm im Blick auf die« analytische Einheit » von credere und intelligere, von dicere in corde und cogitare eine « naive » Einheit bewahren und erhalten konnte (« naiv » im Sinne von unbefangen, nicht im Sinne von arglos) 19 . Jedoch erscheint es mir nicht sachentsprechend zu sein, die im Vorherigen dargelegten Erkenntnisfolgen des Abaelardschen Glaubensdenkens schlechthin als Antithese zu denen Anselms zu kennzeichnen, wfe es auf Grund des damaligen Standes der Abaelardforschung noch Martin Grabmann tat. So darf nicht au~er acht bleiben, da~ Abaelard (+ 1142) der jüngere Zeitgenosse Anselms war, der sich im 19 Der übliche populare Gebrauch von « naiv » mag zuniichst in <lem kompositorischen « naive Einheit » erschrecken. Ernst Haenchen sagt in seiner kompendienhaften Darstellung: «Weil er (Anselm) der ratio so unerhürt viel zutraute, kann sein « Beweis » zum Gradmesser einlinigen Denkens innerhalb der mittelalterlichen Theologie gemacht werden; wie <las in Heims Werk geschechen ist, kann er zugleich begeistert verteidigt und angegriften werden. Aber weil Anselm dennoch nirgends sich offen ganz der ratio ergeben bat, kann sein Denken als reines Glaubensdenken ausgegeben werden, wie das von Barth geschehen ist. Vielleicht werden benediktinische Theologen in Anselm den gro~en Denker über den Gegensiitzen erblicken. Richtiger erscheint es mir, ihn als einen gro~en Denker vor den Gegensiitzen zu verstehen, der ihr Aufbrechen noch nicht erlebt hat. Darum ist Anselm auch denen, die aus jener naiven Einheit erwacht sind, keine Hilfe mehr. Er stellt für uns heute die Frage der christlichen Apologetik, aber eine Antwort darauf haben wir von ihm nicht zu erwarten ». (Anselm und Barth, in: Wort und Geist, Festgabe für Karl Heim, Berlin 1934, S. 205). Der letzteren Schlu~folgerung gilt es in aller Form zu widersprechen; sie macht deutlich, wie kompendienhafte Aussagen nicht den geschichtlichen und systematischen Sachverhalt treffen.

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